NEUSIEDLER SEE - 13.8. bis 20.8.2012


Wir sind wieder unterwegs! Für die nächsten Tage ist das Burgenland, genauer gesagt der Neusiedler See das Ziel unserer Begierde. Bei der Hinfahrt machten wir einen Stopp in der Metropole Eberstalzell im Ortsteil Littring - dort findet man nur mit Navi hin oder weil man sich verfahren hat. Gute 3 Stunden ließen wir uns über die Vor- und Nachteile einer kontrollierten Wohnraumlüftung informieren und hatten auch die Möglichkeit mit Leuten zu sprechen, die sich so was bereits in ihr Haus haben einbauen lassen. Vielleicht werden wir das auch bei uns einbauen lassen.

Mit deutlicher Verspätung ging es dann aber endlich Richtung Osten. Mit dem Wohnmobil geht's natürlich nicht so schnell und da braucht man schon mal 3 Stunden bis Wien. Wer jetzt der Meinung ist dass der Neusiedler See in der Nähe sein muss, der dehnt den Begriff Nähe gewaltig. Bereits nach 18 Uhr auf stark befahrenen Autobahnen und Schnellstraßen mitten im Berufsverkehr brauchen wir nochmals eine gute Stunde bis Podersdorf. Endlich dort angekommen machen wir uns auf die Suche nach einem netten Stellplatz, finden auch einige, müssen aber leider zur Kenntnis nehmen, dass im gesamten Ortsgebiet das Parken von Wohnmobilien in der Zeit von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr nicht gestattet ist. Da spielt wohl die Gemeinderegierung direkt der ortsansässigen Campingplatzmafia in die Hände. Wir entdecken jedoch nur wenige 100 Meter außerhalb der Gemeinde einen riesig großen landwirtschaftlichen Betrieb und fragen an, ob wir hier nächtigen dürfen. Ein des Deutschen nicht ganz mächtigen slowakischer Arbeiter sagt "ja", zeigt uns auch noch gleich die vorhandenen sanitären Einrichtungen und wir genießen eine herrlich ruhige Nacht direkt zwischen Unmengen geschnittenen Schilfrohrs auf der einen Seite und Weinreben auf der anderen. Besser hätten wir es auf einem Campingplatz auch nicht haben können. 

Kurz vor 6 Uhr - gleich nach dem Morgengrauen - schrecken uns der Krawall schwerer landwirtschaftlicher Nutzmaschinen aus dem Schlaf. Die Felder sind riesig groß, die Maschinen entsprechend und um mit der Arbeit noch vor Einbruch der Nacht fertig zu werden muss eben recht früh damit begonnen werden. Nach einer guten halben Stunde haben sich die Arbeiten auf einen weit entfernten Teil des mit Wein bebauten Areals verlagert und sind kaum mehr zu hören. Dafür beginnt jetzt das Stakkato jener Einrichtung welche die hungrigen Vögel vertreiben soll. In unregelmäßigen Abständen werden an den verschiedensten Stellen kleine Böller gezündet (oder geht das mit Luft - keine Ahnung - man hört es nur und sieht es nicht) und plötzlich sind wir nochmal beim Krach der Böller tief und fest eingeschlafen. Das zarte Bimmeln des Handys - viel leiser als die Vogelvertreibungsmaschinerie - reißt uns dann gegen 8:00 Uhr erneut aus dem Schlaf. Nach einem weiteren, tiefen Schlaferl packen wir dann gegen 10:00 Uhr unsere 7 Zwetschken zusammen, besteigen unsere Räder und machen uns auf den Weg nach Illmitz. 

Der teuer erworbene Backhendelfriedhof bzw. wohlproportionierte Gössermuskel nimmt keinen Schaden an dem stets flach dahingehenden Radweg, zumal der Wind von hinten bläst. Wir machen oft einen kurzen Stopp um die für uns doch eher ungewohnte Natur zu bewundern. Der See tritt dabei eigentlich eher in den Hintergrund, denn die mit kleinen Tümpeln durchsetzten Wiesen mit ihrer einzigartigen Flora und Fauna sind die eigentlichen Stars. Dass wir uns ganz nahe der ungarischen Tiefebene, der Puszta befinden ist nicht zu leugnen. Ziehbrunnen und reetgedeckte Unterstände schmücken die Landschaft und der stete Westwind lässt schlussendlich den Heimweg um einiges länger erscheinen als den Hinweg. Gottlob gibt es unterwegs einen Heurigen direkt im Weinfeld und der Gespritzte schmeckt vorzüglich. Um 16:00 Uhr öffnet der Jagakölla und wir sind kurz danach auch schon deren Gäste um die herunter geradelten Kalorien wieder zu ergänzen. Cevapcici für Gerti und ein hausgeräuchertes Tellerfleisch für meine Wenigkeit geben uns neue Kräfte und so schaffen wir sogar noch den Weg zum Sparmarkt um die unvermeidliche Schokolade zu besorgen. Gegen 18:00 Uhr hat die Vogelvertreibungsmaschine den Betrieb für heute eingestellt und wir freuen uns schon auf eine weitere ruhige und erholsame Nacht - bis gegen 6:00 Uhr.

 
 
 
 

Heute ist Mariä Himmelfahrt und der Landwirt bleibt im Bett. Besteht auch kein Grund frühzeitig aufzustehen, die Vogelabwehr funktioniert offensichtlich zeitgesteuert. Pünktlich um 10 vor 1/2 7 Uhr geht's los und die Knallerei verschreckt nicht nur die Stare sondern schreckt auch uns aus dem Schlaf. Aber nur ganz kurz und eine zweite Runde Matratzenhorchdienst wird eingeläutet.

Nach dem Frühstück machen wir uns so um 10:00 Uhr auf den Weg um den Nordosten des Sees zu erkunden. Erster Stopp ist Neusiedl am gleichnamigen See. Nach einer kurzen Besichtigung der Kirche fahren wir weiter nach Jois und gelangen somit zum nördlichsten Punkt unserer Radtour. Ein kurzer Besuch der Kirche kann nie schaden und bevor wir die beschwerliche, da längere Rückreise antreten, rasten und jausnen wir noch im Schatten eines mächtigen Baumes. Der Rückweg geht über das Hinterland, genauer gesagt über Gois, Mönchhof und Frauenkirchen. Leider sind auf unserer Radkarte keine Entfernungsangaben und so ist es jedes Mal sehr ungewiss, wie weit die einzelnen Orte auseinander liegen. Heute kommen uns die Distanzen besonders weit vor. Mit letzter Kraft kommen wir noch bis zu unserem Stellplatz und genießen erst einmal die Erfrischung einer warmen Dusche. Nach kurzer Zeit kehren die Lebensgeister zurück und wir sind wieder fit für die Piste. Heute soll es ein ganz uriger Heuriger sein - mal sehen ob es so was in Podersdorf gibt.

Epilog: Der gestrige Heurige war wahrscheinlich der Beste. Nicht weil er uns von der Touristen Info empfohlen wurde sondern weil Preis und Leistung stimmten. Heute war der Jungschweinbraten eher von der alten Sau und der nächste Heurige präsentierte zwar einen gediegenen Blaufränkischen, allerdings in einem Glas ohne Eichstrich! War es wirklich ein Vierterl? Morgen werden wir die Westküste des burgenländischen Binnenmeers testen, mal sehen ob da ein Vierterl ein Vierterl ist.

 
 
 
 

Same procedure as every day. Seit 6:30 Uhr wird wieder geschossen. Mittlerweile kein Grund zur Panik, bestenfalls der Weckruf um beim Bäcker frische Semmeln zu holen. Heute ist Moving day! Wir verlegen unseren Standort einmal quer über den See nach Westen und landen nachdem wir unsere Vorräte in Neusiedl aufgestockt haben schlussendlich in Rust am See, ganz genau direkt vor der Storchenwiese. Störche sind das lebende Wahrzeichen von Rust und die Gemeinde hat ein großes Areal der Uferwiesen den Rindern überlassen, welche den Boden kurz halten um somit der Futtersuche der Störche dienlich zu sein. Am Horizont bzw. aus dem Röhricht Dickicht erheben sich unglaubliche Schwärme von Vögeln und verdunkeln den Himmel. Ein einmaliges Erlebnis. Bis jetzt der schönste Standplatz unseres Urlaubs. Für heute Abend haben wir bereits einen – hoffentlich – richtig urigen Heurigen ausgemacht. Abseits der Trampelpfade der Touristen, in der 3. bis 4. Reihe gelegen, erhoffen wir uns ab 16.00 Uhr ein Feuerwerk der Genüsse.

Trinken ok, Essen na ja, Gesamteindruck befriedigend. Morgen also woanders essen als trinken. Die Heurigenlokale kommen leider weder preislich noch qualitativ mit den Restaurants und Gaststätten mit und die wiederum haben bei den Getränken keine Chance gegen die Heurigen Lokale. Also – splitten! Für heute aber lassen wir uns nicht entmutigen und genießen noch ein kühles Blondes bzw. ein paar Riegel Schoki. Leben kann so einfach sein, ein voller Bauch, 2 Vierterl vom Rebensaft und schon ist die Welt viel schöner – na hoffentlich bleibt’s so!

 
 
 

Mit unserem Stellplatz bei der Storchenwiese haben wir einen Glücksgriff getan. Die Nacht war ruhig, nur ganz wenige Gelsen und der stete Wind sorgte für angenehme Temperaturen. Der Lebensmittelhändler ist auch grad mal 10 Minuten entfernt und somit sind frische Semmeln garantiert. Nachdem wir ja gestern unsere geschundenen Hinterteile schonten und aufs Radfahren verzichteten haben wir für heute wieder eine kleine Radtour geplant. Zunächst fahren wir immer am Schilfgürtel des Sees entlang nach Mörbisch, welches für seine Seefestspiele berühmt ist. Mörbisch liegt unmittelbar an der ungarischen Grenze, am Fuße des Leithagebirges. Natürlich handelt es sich nicht um ein richtiges Gebirge, aber die Hügel am Rande der ungarischen Tiefebene und der streckenweise unangenehme Gegenwind machen sich beim Radeln doch bemerkbar. Von Mörbisch geht es eben über diese Hügel nach St. Margarethen, wo alljährlich im Römersteinbruch Opern aufgeführt werden. Ein letztes Mal noch steil bergauf und dann in flottem Tempo zurück nach Rust. Es ist richtig warm geworden, so gut 30 Grad, aber im Schatten der Bäume und dank des Windes ist es gut auszuhalten. Gegessen wird heute ausnahmsweise wieder einmal zu Hause und die stattliche Portion Caprese mit frischem Baguette mundet ausgezeichnet.

2 Stunden Siesta, und man fühlt sich wie neu geboren. So gegen 16:30 Uhr satteln wir erneut unsere Bikes und ab geht es nach Oggau, jenem Ort, wo bereits im 4. Jahrhundert n.C. die Römer ein 1/4erl Rotwein dem Verblichenen als Grabbeigabe mit auf den Weg gaben. Uns zieht es jedoch eher zum jungen Weißen, einmal in Form eines Sturms und einmal als Schankwein. Endlich haben wir hier einen typischen Heurigen entdeckt, geleitet von einer waschechten Thüringerin. Ja, wo die Liebe halt hinfällt! Eine kleine Jause darf auch nicht fehlen und so ein Grammel Schmalzbrot mit Zwiebeln und eins mit Verhackertem gehen immer. Ehrlich, so eine Jause und so ein Glaserl Wein sind genau das Lebenselixier das wir die ganze Zeit gesucht haben. Rundum zufrieden geht es die knapp 4 km fast immer bergab bis zu unserem Stellplatz und wir kommen gerade zur rechten Zeit, um den schönen Damen und den edlen Herren beim Einzug ins Kulturzentrum über den Weg zu laufen. Die armen Irren quälen sich bei knapp 30 Grad in Smoking und Abendkleid über den roten Teppich und wir genießen den kühlen Lufthauch dank unserer kurzen Hosen und T-Shirts. Um dem Abend die richtige Würde zu verleihen machen wir auch noch eine Flasche vom Pinkie auf und stoßen auf unsere anarchistische Lebensphilosophie an. (Weils woar is!)

 
 
 
 
 

Heute sagen wir den Störchen, Rust und dem Neusiedlersee Lebewohl. Wir verbrachten hier eine wunderbare Zeit, radelten viel und genossen die dargebotenen Köstlichkeiten – meist in Form von Rebensaft. Das wunderbare Wetter tat ein weiteres dazu, uns diese Woche unvergesslich zu machen. Wir werden wieder kommen.

Um den Heimweg ein wenig gemütlich zu gestalten entscheiden wir, einen Abstecher nach Mariazell zu machen, dem bedeutendsten Wallfahrtsort Österreichs. Die Basilika beinhaltet im Gnadenaltar die Magna Mater Austriae, jene Marienfigur, welche einst 1157 der Mönch Magnus in das Zellertal brachte, auf einen Baumstock stellte und drum herum eine Kapelle errichtete. Der Legende nach hat die Statue aus Lindenholz zuvor einen Felsen geteilt der den Weg versperrte. Aus „Maria in der Zelle“ entstand der Name „Mariazell“. Brände verwüsteten mehrfach die Kirche, Kriege kamen und gingen, Hungersnöte und die Pest suchte die Bevölkerung heim und dem allen trotze die kleine Marienstatue. Erzherzog Johann nahm sich der durch viele Leiden geprüften Bevölkerung an und sorgte mit dem Anbau der Kartoffel Anfang des 19. Jahrhunderts zumindest für ein Ende der Hungersnöte. Obwohl Mariazell bereits seit vielen Jahrhunderten zur wichtigsten Pilgerstätte Österreichs avancierte, erwies erst Papst Johannes Paul II 1983 als erstes Oberhaupt der römisch katholischen Kirche der Statue seine Aufwartung. Seither ist der Pilgerstrom ungebrochen und erlebte seinen absoluten Höhepunkt 2004 beim mitteleuropäischen Katholikentag, zu welchem über 100.000 Pilger nach Mariazell kamen. Im Jahre 2007 kam Bartholomäus I., Oberhaupt von 300 Millionen orthodoxer Christen nach Mariazell und am 8.9.2007 besuchte Papst Benedikt XVI. die kleine Marienstatue anlässlich der 850 Jahr Feier der Basilika. Am 21.12.2012, just zu jenem Datum an dem der Inkakalender den Untergang der Welt vorhersagt wird die Gemeinde von Mariazell das 855 jährige Jubiläum ihrer Magna Mater Austriae feiern.

Nach so viel kirchlichem steht uns der Sinn nach ganz profanen Gelüsten, allein der Wirt macht uns einen Strich durch die noch nicht geschriebene Rechnung und teilt uns bereits beim Betreten des Lokales mit, dass die Küche ab 14:00 Uhr geschlossen hat. Es ist 14:02 Uhr. Also schnell noch mal zum Billa und eine Ladung Bratwürste organisiert. Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter bis Lunz am See, suchen uns einen gemütlichen Stellplatz, führen die Bratwürste ihrer Bestimmung zu und beschließen den heutigen Tag mit Müßiggang und süßem Nichtstun.

 
 
 

Es geht einfach nichts über eine kleine österreichische Gemeinde ohne Campingplatz im Ort. Ich sage euch, da gibt es Parkplätze allererster Güte. So wie den in Lunz. Perfekt eben, asphaltiert, ruhig, schattig und der Billa bzw. Spar grad mal 2 Gehminuten weg – eigentlich sollte man da gar nicht mehr wegfahren. Aber trotz all der Vorzüge machen wir uns gegen 10:00 Uhr wieder auf den Weg nach Grein an der Donau. Zunächst geht es über eine kleine und kurvige Straße nach Scheibbs, danach auf einer Landstraße nach Amstetten wo wir wieder auf die Autobahn stoßen. Aber bereits nach wenigen Kilometern geht es runter von der Autobahn und bei Ardagger queren wir die Donau und sind somit wieder in Oberösterreich. Nach wenigen Kilometern erreichen wir Grein, eine kleine Stadt direkt an den Gestaden des Stroms. Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang durch das historische Zentrum hinauf zur Geinburg, von wo man einen schönen Blick über die Donau hat. (Wer findet unser Wohnmobil auf den Fotos?) Gegen Mittag liegen die Temperaturen weit über 30 Grad und in Grein ist kein schattiger Parkplatz in Sicht. Also fahren wir ein klein wenig weiter Richtung Linz und finden im nahegelegenen Saxen einen schönen, ruhigen und schattigen Platz direkt beim Sportplatz. Perfekt. Mit dem Fahrrad sind wir in einer knappen ¼ Stunde am Donauradweg und fahren die paar Kilometer bis Dornach. Dort kehren wir ein – leider ein weiteres Mal eine eher negative Erfahrung – und nach der Rückkehr zum Standplatz genehmigen wir uns eine kleine Siesta. Um 16:30 Uhr, die Hitze lässt langsam ein wenig nach, unternehmen wir einen Ausflug in die Klamschlucht. Von Saxen/Au aus führt eine ¼ stündige kleine Wanderung durch das Klamtal hinauf zur Burg Clam. Egal ob Clam, Klam oder Klamm, es ist jedes Mal dasselbe gemeint. Burg, Schlucht und Bach teilen sich den Namen und sind allemal einen Ausflug wert. Besonders wenn man beim nahen Kirchenwirt noch kurz einkehrt um den Durst zu stillen. So gegen 19:00 Uhr kommen wir wieder bei unserem Wohnmobil an, erfreuen uns über die angenehmen Temperaturen im Inneren und lassen den Tag Revue passieren. Ohne geplantes Highlight ein Supertag – Österreich ist wirklich ein Urlaubswunderland!

 
 
 
 

Leider hab ich mir gestern irgendwo einen kolossalen Schnupfen eingefangen. Seit ein paar Tagen spüre ich bereits Halsschmerzen und das alles zusammen mit einem guten Dutzend Gelsen im Wohnmobil brachte mich diese Nacht an den Rand der Verzweiflung. Noch dazu war es unglaublich heiß und auch in der Nacht gab es keine Linderung. Jedes Mal wenn der Schlaf die Oberhand gewann kam entweder ein Hustenreiz oder eine Gelse sauste um die Ohren. Nach bestenfalls 2 Stunden Schlaf war für heute die Nacht vorbei. Am Morgen haben wir uns nicht einmal die Mühe gemacht die Quälgeister aus dem WoMo zu verjagen, da wir heute sowieso heimfahren können sie ruhig dort wohnen bleiben. So ganz ohne unser Blut wünsche ich ihnen einen schönen Aufenthalt in Mondsee. 

Vor 2 Tagen hatten wir mir Mariazell das kirchliche Highlight Österreichs besucht, heute folgte ein Besuch der wohl menschenverachtendsten Einrichtung der jüngeren österreichischen Geschichte, die Gedenkstätte des KZ Mauthausen. 

Auszug aus dem Prospekt zur Geschichte des Lagers:
Am 8. August 1938, 5 Monate nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, trafen die ersten Häftlinge aus dem KZ Dachau in Mauthausen ein. Ausschlaggebend für die Standortwahl waren wie beim 1940 errichteten Zweiglager Gusen die bestehenden Granitsteinbrüche. Die Häftlinge wurden zunächst bei der Errichtung des Lagers eingesetzt und sollten für das SS-eigene Unternehmen "Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ Baustoffe für die Monumental- und Prestigebauten des nationalsozialistischen Deutschlands produzieren.

Die politische Funktion des Lagers, die dauerhafte Verfolgung und Inhaftierung der – tatsächlichen oder vermeintlichen – politischen und ideologischen Gegner, war bis zum Jahr 1943 vorrangig. Mauthausen und Gusen waren zeitweise als einzige Lager der „Lagerstufe III“ zugeteilt. Dies bedeutete die härtesten Haftbedingungen innerhalb des Systems der NS Konzentrationslager, die Sterblichkeit war in dieser Zeit eine der höchsten unter den KZ’s im Deutschen Reich.

Ab 1942/43 wurden – wie in allen KZ’s – die Häftlinge zunehmend für die Zwecke der Rüstungsindustrie zur Arbeit herangezogen. In der Folge wurden zahlreiche Außenlager errichtet und die Zahl der Häftlinge stieg stark an. Ende 1942 waren 14.000 KZ-Häftlinge in Mauthausen, Gusen und wenigen Außenlagern inhaftiert, im März 1945 in Mauthausen und seinen Außenlagern mehr als 84.000.

Ab der zweiten Hälfte des Jahres 1944 trafen Evakuierungstransporte mit tausenden Häftlingen vor allem aus den KZ’s im Osten in Mauthausen ein. Zudem wurden im Frühjahr 1945 die östlich von Mauthausen gelegenen Außenlager sowie die Zwangsarbeiterlager für die ungarischen Juden aufgelöst und die Häftlinge in regelrechten Todesmärschen Richtung Mauthausen getrieben. 

Die Mehrzahl der insgesamt nach Mauthausen Deportierten stammen aus Polen, gefolgt von Sowjetbürgern und Ungarn. Darüber hinaus waren im KZ Mauthausen auch große Gruppen von Deutschen und Österreichern, Franzosen, Italienern, Jugoslawen und Spaniern inhaftiert, insgesamt registrierte die SS Lagerverwaltung Männer, Frauen und Kinder aus über 40 Nationen. Jüdische Häftlinge aus Ungarn und Polen wurden in größerer Zahl ab Mai 1944 eingeliefert, sie hatten die geringsten Überlebenschancen.

Tausende Häftlinge worden erschlagen, erschossen, durch Injektionen ermordet oder im Rahmen von „Totbadeaktionen“ dem Tod durch Erfrieren ausgesetzt. Zumindest 10.200 KZ-Häftlinge wurden in den Gaskammern durch Giftgas ermordet. Die Mehrzahl der Häftlinge starb an den Folgen der rücksichtslosen und von Misshandlungen begleiteten Ausbeutung ihrer Arbeitskraft bei gleichzeitiger Unterversorgung mit Lebensmitteln, mangelhafter Bekleidung sowie fehlender medizinischer Versorgung. Insgesamt kamen etwa 100.000 Häftlinge in Mauthausen ums Leben, davon etwa die Hälfte in den letzten 4 Monaten vor der Befreiung durch die US Army im Mai 1945. 

Ich erspare mir hierzu jeden Kommentar, empfehle aber dringend einen Besuch der Gedenkstätte. Man kann das Gesehene nicht in Worte fassen, man muss es selbst erleben, fühlen.

Da für die kommenden Tage Gewitter angekündigt wurden machen wir uns bei hochsommerlichen 32 Grad und strahlendem Sonnenschein auf den Heimweg. Eine weitere Woche unbekanntes, faszinierendes, wunderschönes aber auch nachdenkliches und erschreckendes Österreich liegt hinter uns.